"Kobudo" ist eine traditionelle, bewaffnete Kampfkunst, welche ihren Ursprung auf der Insel Okinawa hat. Übersetzt bedeutet "Kobudo" in etwa alte ("Ko") Kampf- ("Bu") Künste ("Do"). Die ursprüngliche Bezeichnung dieser Kampfkunst war "Kobu-Jutsu".

Kobudo

Im Kobudo werden verschiedene Bauern-, Handwerker- und Fischerwerkzeuge als Waffen eingesetzt. In Zeiten der japanischen Besatzung Okinawas mussten die Bewohner Okinawas hohe Steuern zahlen und es war ihnen unter Androhung drakonischer Strafen verboten, Waffen zu tragen. Um sich jedoch gegen Angreifer (z.B. marodierende Samurais) verteidigen zu können, wurden im Laufe vieler Jahrhunderte Kampftechniken mit einfachen Geräten und Werkzeugen entwickelt, die vielen herkömmlichen Waffen ebenbürtig oder gar überlegen waren. Diese Werkzeuge hatten jedoch nicht den Charakter von Waffen, und somit war das Tragen eben dieser Geräte erlaubt.
Die Techniken wurden über viele Jahrhunderte lediglich innerhalb der Familien von Generation zu Generation weitergegeben. Erst im 19. Jahrhundert, zur Zeit der sozialen Umschichtung Japans, verlor sich der martialische Hintergrund des Kobu-Jutsu und es geriet langsam in Vergessenheit. Sukzessive wandelte sich das "Jutsu" ("martialischer Kampf") hin zum "Do" ("Kunst des Kampfes"), so wie wir es heute unter dem Begriff "Kobudo" kennen.
Das heutige Kobudo sieht sich als Sekundärsportart, wobei es seine Basis eindeutig aus dem Karate-Do erhält. Um Karate-Do in seiner tiefen Vielfalt zu verstehen, muss man sich mit dem Kobudo befassen.
Im Kobudo werden sehr viele Waffen trainiert. Die Hauptwaffen sind: Bo (Langstock, ca. 182,5 cm), Hanbo (Kurzstock, ca. 90 cm), Sai (dreizackige Gabel), Tonfa (ellbogenlanger Stock mit Griff), Kama (Sichel) und Nunchaku (Dreschflegel). Hierbei ist anzumerken, dass Nunchaku in Deutschland gemäß Waffengesetz eine verbotene Waffe ist!
Es gibt jedoch eine sehr große Anzahl weiterer Waffen (Nebenwaffen). Einige davon sind: Kua (Gartenharke), Ieku (Paddel oder Ruder), Tessen (Eisenfächer), Jo (halblanger Stock, ca. 120 cm), Nunti (langer Speer), Sansetsukon (dreiteiliger Stock), Tinbe und Rochin (Schild und kurzer Dolch), Tekko (Schlagring aus zwei Hufeisen), Suruchin (zwei Gewichte, verbunden mit einer Kette oder Schnur), u.v.m.
Tekko und Suruchin sind in Deutschland gemäß Waffengesetz ebenfalls verbotene Waffen!
Viele Waffen sind chinesischen Ursprungs und wurden von Bewohnern der Insel Okinawa bei ihren Reisen nach China in ihre Heimat gebracht. Die Okinawaner beherrschten diese Waffen bis zur absoluten Perfektion.
In unserem Dojo werden alle Waffen unterrichtet, nicht jedoch die verbotenen Waffen. Aufgrund der Komplexität der Materie werden nur Schüler ab dem 3. Kyu (Braungurt) zur Ausbildung an den Waffen zugelassen. Damit ist gewährleistet, dass bereits eine fundierte Basis im Karate-Do vorhanden ist. Ebenso müssen die Schüler mindestens 21 Jahre alt sein.
Der Trainingsaufbau im Kobudo ist ähnlich wie im Karate: Trainiert werden Hojo-Undo (Grundschultechniken), Kata (Formen) und Kumi (Partnerübungen). Besonderer Wert wird auf die Anwendung der Kata-Techniken mit Partner gelegt (Bunkai). Beim Kumi können die Partner gleiche oder verschiedene Waffen verwenden. Für Fortgeschrittene Kobudoka's (Kobudo-Schüler) ist auch der Freikampf (Jiyu-Kumi) mit Waffen möglich.
 
Hier einige Abbildungen der wichtigsten Waffen:
 
Bo

Bo (Langstock)

Länge ca. 182,5 cm, die wichtigste Kobudo-Waffe, war ursprünglich ein Spazierstock. Wird nur einzeln angewandt.

 
Hanbo

Hanbo (Kurzstock)

Länge ca. 90 cm, vielseitig einsetzbar, wenig Platzbedarf. Wird nur einzeln angewandt.

 
Tonfa

Tonfa (Kurbel)

Ursprünglich der abnehmbare Handgriff eines Schleif- oder Mühlsteins, der dazu benutzt wurde, um Getreide, Reis, etc. zu mahlen. Anwendung einzeln oder paarweise. Richtig angewendet können durch Rotationsbewegungen unglaubliche Kräfte freigesetzt werden.

Tonfa-Bilder Ostsee 2007

 
Sai

Sai (Schwertbrecher)

Kurze dreizackige Metallgabel, ursprünglich ein Ackergerät zum Wenden von Reis und Heu. Anwendung einzeln oder paarweise. Geeignet, um Schwerthiebe zu blocken. Auch das Brechen eines Schwertes ist möglich.

 
Kama

Kama (Sichel)

Ackergerät zum Ernten von Reis. Mit dem extrem scharfen Stahlblatt geeignet zum offensiven Kampf gegen Angreifer. Anwendung einzeln oder paarweise.

 

Video-Trailer Kobudovorführung

Video-Trailer Tonfa "Aya-kaiten"